Nico Rosberg: "Das ist so crazy: Silicon Valley ist Formel-1-Fan"

Mit Rosberg Ventures legt der Ex-Rennfahrer einen 75-Milllionen-Euro-Dachfonds auf. Das Geld fließt in VC-Firmen wie Andreessen Horowitz, Kleiner Perkins & Co.

Wenige Sportler stürzen sich so lustvoll in ihre Karriere nach der Karriere wie Ex-Formel-1-Fahrer Nico Rosberg. Nach dem Weltmeistertitel 2016 stieg er aus dem Cockpit, um sich nach zehn Jahren in der Königsklasse des Motorsports als Startup-Investor und Gründer des Greentech-Festivals neu zu erfinden. Jetzt startet er sein bislang ambitioniertestes Wagnis: Mit Rosberg Ventures baut er gerade einen 75 Millionen Euro schweren Dachfonds auf. Das Geld wird in die mächtigsten VC-Firmen des Silicon Valleys und Europas investiert. Wie es dazu kam, warum seine Formel-1-Vergangenheit dabei nur bedingt hilft und welche Rolle deutsche Unternehmer-Dynastien dabei spielen, darüber spricht Nico Rosberg in dieser Episode des OMR Podcasts.

Klar, eine halbe Stunde bei den Größen der US-Venture-Capital-Szene bekomme er immer, erklärt Rosberg. Wer würde einem Formel-1-Fahrer mit Weltmeistertitel den Wunsch nach einem Meeting ausschlagen? Doch weiter sei er bei seinem Versuch, sein Kapital im Silicon Valley anzulegen, zunächst nicht gekommen. Das habe aber nicht nur am Geld gelegen – davon hätten die VC-Firmen ohnehin genug, so Rosberg. Das Problem sei ein anderes: "Du musst einen Mehrwert darstellen, dass du für uns interessant bist", habe er dort zu hören bekommen, erzählt Rosberg.

Der Ex-Formel-1-Fahrer nahm es sportlich und reformulierte die Absage als Arbeitsauftrag an sich selbst. Also habe er sich eine neue Strategie zurechtgelegt: Um beim nächsten Versuch nicht wieder abgewiesen zu werden, würde er sich selbst zu einer Art Schlüssel machen. Nämlich zum Türöffner für die VC-Unternehmen in die traditionelle deutsche Wirtschaft. Statt nur sein eigenes Kapital von VC-Firmen in Startups stecken zu lassen, würde er einen Dachfonds auflegen, in den wiederum deutsche Unternehmerfamilien ihr Geld legen. Und, viel wichtiger, dazu noch ihre Zugänge zum deutschen Markt. Da hatte Rosberg seinen Mehrwert.

Fonds soll am Ende 75 Millionen Euro umfassen

Rosberg Ventures heißt der Dachfonds, für den der Gründer bislang rund 30 Millionen Euro habe einwerben können. In den kommenden Monaten sollen daraus 75 Millionen Euro werden. Neben deutschen Family Offices spreche er auch mit den Geldverwaltern italienischer Dynastien, sagt Rosberg im OMR Podcast. Und geht die Rechnung auf, wolle er künftig im Abstand von zwei Jahren einen weiteren Dachfonds starten.

Der Dachfonds ist das Ergebnis aus einer Veränderung seiner eigenen Anlagestrategie, so Rosberg. Statt direkt in Startups zu investieren – was er bereits vor seinem fünf Staffeln währenden Auftritt als "Löwe" bei "DHDL" getan hatte –, will er künftig über die Unternehmen gehen, die einen erwiesenen Track Record haben, wenn es um das Aufspüren der vielversprechendsten Neuunternehmen geht.  

Am Ende sei Rosberg Ventures das Ergebnis seines eigenen Wunsches nach einer Diversifizierung seines Portfolios, so Rosberg. Zwar stecke nun ein Großteil seines Vermögens im neuen Dachfonds ("viel, viel mehr als ich in einzelne Startups gelegt habe"). Dieses allerdings werde nun perspektivisch von VC-Profis verwaltet, die es über mehrere Tausend der besten Startups der Welt verteilen.   

"Drive to Survive" unter Ecclestone undenkbar

Natürlich sprechen Philipp Westermeyer und Nico Rosberg auch über die Formel 1. Denn als der sich aus dem aktiven Sport verabschiedete, war der aktuelle Boom der Rennserie noch nicht absehbar. Bernie Ecclestone, damals Besitzer der Formel 1, verbot den Fahrern, Content auf sozialen Medien zu posten. Heute einer der wichtigsten Hebel, um junge Fans zu generieren. Die Netflix-Serie "Drive to Survive" wäre unter Ecclestone auch undenkbar gewesen.

Mit den amerikanischen Besitzern hat sich das seit 2016 radikal geändert. Die Formel 1 wird auf weiteren Kanälen neben dem linearen TV ausgewertet, die Fahrer bespielen ihre Social-Media-Kanäle, neue Formate erschließen neue Zielgruppen – und nicht zuletzt den gigantischen US-Markt. Davon profitiert dann wiederum auch Rosberg in seinem Bemühen, in der VC-Szene Fuß zu fassen. "Das ist so crazy: Silicon Valley ist Formel-1-Fan", sagt er. 

Startup-Gründer und VCs auf dem Balkon

Wenn er nun also zum Formel-1-Viewing auf einen Balkon in Monaco einlädt oder eine Rennstrecke in San Francisco mietet, dann kommen die VCs und bringen direkt ihre spannendsten Gründer*innen mit. Etwa den Chef des französischen KI-Hoffnungsträgers Mistral AI. Und man hört es Rosberg im Podcast an, wie sehr ihn der Austausch mit Menschen, die an der Verschiebung von Grenzen des technologischen Fortschritts arbeiten, begeistert.

Und das steckt außerdem in dieser OMR Podcast-Episode mit Nico Rosberg: Bei welcher Gelegenheit ihn Elon Musk zum Flug auf den Mars eingeladen hat. Ob er sich eine Rückkehr in ein Formel-1-Cockpit vorstellen könnte? Welche Eigenschaft er bei Michael Schumacher an dessen Karriereende vermisst hat. 

Die Themen des OMR Podcasts mit Nico Rosberg:

  • (00:00:00) Weg zum Startup-Investor und frühe Investments
  • (00:07:36) seine Rolle als Investor bei "Die Höhle der Löwen"
  • (00:13:52) Social Media und das Comeback der Formel 1
  • (00:17:00) "Drive to Survive" und die aktuelle Formel-1-Saison
  • (00:22:25) seine Zusammenarbeit mit Paul Ripke
  • (00:24:42) "Greentech Festival" und Begeisterung für Innovation
  • (00:28:39) Aufbau seines eigenen VC-Fonds Rosberg Ventures
  • (00:46:52) andere Sportler im Investment-Business
  • (00:50:38) Blick auf Deutschlands wirtschaftliche Situation
  • (00:54:04) das erste Zusammentreffen mit Elon Musk 
  • (00:57:06) Sektoren, in die er nicht investieren würde
  • (00:59:19) Venture Capital vs. Private Equity
  • (01:07:43) sein Leben in Monaco 
  • (01:11:42) ob er noch in der Lage wäre ein Formel-1-Rennen zu fahren 
  • (01:14:15) wie er Michael Schumacher erlebt hat

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Formel 1Venture CapitalStartup
Christian Cohrs
Autor*In
Christian Cohrs

Editor & Content Strategist bei OMR und Host des FUTURE MOVES-Podcasts. Zuvor war er Redaktionsleiter des Wirtschaftsmagazins Business Punk in Berlin, Co-Autor des Sachbuchs "Generation Selfie".

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